Soziale Asymmetrie

Der Mensch im Facility Management: Beschäftigte/r im Niedriglohnsektor?

In der Öffentlichkeit hat das Image ausgeprägt, dass die überwiegende Zahl der Beschäftigten im Facility Management im Niedriglohnsektor arbeitet und gering qualifiziert ist. Statt die Chancen für persönliche Entwicklung und Integration zu erkennen und zu nutzen, werden FM-Berufe zum „Prekariat“ gerechnet. Woher kommt diese Annahme? 

Der Status Quo: Auf verschiedenen Ebenen stimmen Erwartungshaltung und Vermutung (man könnte es auch Vorurteil nennen) der Gesellschaft und der politischen Öffentlichkeit gegenüber dem Facility Management nicht mit der Wirklichkeit überein.

  1. Der Fachkräftemangel ist nicht nur ein Thema für Verwaltung, Entwicklung und Produktion. Im Dienstleistungssektor wirkt er sich unmittelbar schädlich aus, sowohl für Dienstleister wie ihre Kunden. Dort, wo es auf einwandfreie, attraktive Arbeitsplätze ankommt – also: überall – sind Einschränkungen oder gar abschreckende Zustände zu erwarten, wenn sich nicht ausreichend qualifizierte Kräfte darum kümmern. 
  2. Der Gedanke, diesen Mangel mit Bordmitteln zu beheben, wird bei immer mehr potentiellen Auftraggebern daran scheitern, dass sie im Zuge des allgemeinen Fachkräftemangels alle Hände damit zu tun haben, ausreichend Kräfte für ihr Kerngeschäft zu rekrutieren. Zudem sind sie in der Economy of Scale von der Menge des benötigten Personals wie vom Knowhow-Bedarf immer weniger in der Lage, eigene Einheiten aufzubauen, zu betreiben und effizient zu führen. 
  3. Die Vorstellung, dass aus zunehmender Automatisierung ein Abbau von Arbeitsplätzen für gering Qualifizierte und Angelernte entsteht, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil ist der Bedarf an solchen Beschäftigten gewachsen, gerade im Facility Management. Denn die Automatisierung ist kein Selbstläufer, sie braucht Betreuung und Unterstützung.
  4. (Sozial) Politische Modelle, um Geringst- oder Nichtqualifizierte sowie Zugewanderte in Beschäftigung zu bringen, bearbeiten nur die Symptome, tragen aber wenig bis gar nicht zur echten Integration bei – Stichwort: 1-Euro-Jobs. Im Gegenteil wirken sie sich schädlich auf den Niedriglohnsektor aus und stehen wegen ihres hohen symbolischen, aber geringen gesellschaftlichen Effekts zu Recht in der Kritik. FM dagegen ist nachweisbar in der Lage, auf einfach gangbaren Wegen dieser Bevölkerungsgruppe den Zugang zu sinnstiftenden und volkswirtschaftlich werthaltigen Arbeiten zu öffnen und ihnen damit sowohl eine soziale als auch gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
  5. Damit ist nachhaltig der Beweis dafür erbracht, dass es sich bei FM nicht um „Sklavenarbeit im Besengeschwader“ handelt, sondern um ein Kompetenzzentrum für den störungsfreien Betrieb von Objekten: Die teuerste Klimaanlage taugt nichts, wenn es niemanden gibt, der zeitig und zuverlässig die Filter wechselt. 
  6. Die FM-Branche ist mehr als der „Ausputzer“ für Störungen und Mängeln in den Objekten ihrer Auftraggeber. Überall dort, wo wir einen Beitrag zum „Well-Being am Arbeitsplatz“ leisten, ist das erkennbar. Im Zuge der Energiewende und von immer umfassenderen Maßnahmen gegen den Klimawandel tritt Facility Management aus dem Spotlight „Saubermacher“ heraus und wird als „Möglichmacher“ zum Schlüsselfaktor, insbesondere für die Immobilienwirtschaft, die sich nicht nur energetisch sondern auch organisatorisch auf neue Herausforderungen einstellen muss (Stichworte: Eigenstrom für die E-Tiefgarage, Home Offices). 
  7. Die FM-Branche kann ihre Beschäftigten auch ohne duale Ausbildung auf ein relativ hohes Qualifikationsniveau bringen. Denn sie verfügt über eine breite Palette an Aufgaben, bei denen sich individuelles Talent schmalbandig entfalten kann – innerhalb kleiner und überschaubarer Teams, in denen sich Qualifikationen ergänzen und keine Nummern, sondern Menschen zusammenarbeiten. 
  8. Die Branche selbst hat sich schon frühzeitig aus eigener Initiative für die Wertschätzung ihrer Mitarbeitenden stark gemacht. Lange bevor bundesweit ein Mindestlohn politisch durchgesetzt wurde, haben FM-Unternehmen mit den Tarifpartnern einen solchen Mindestlohn vereinbart – der außerdem bis heute oberhalb des gesetzlichen Wertes liegt.
     

Fakt ist: 

Die FM-Branche hat ihre Verantwortungsbereitschaft bewiesen, indem sie Gering- und Nichtqualifizierten wertschätzende Aufgaben anbietet. Durch fortlaufende Qualifizierung auf allen Ebenen sichert die FM-Branche nicht nur die eigene Wettbewerbsfähigkeit und Relevanz, sondern lässt ihre Beschäftigten individuell daran teilhaben.
 

Vorurteile entkräftet

Die FM-Branche ist ein maßgeschneidertes Berufsfeld, um gesellschaftliche Integration und persönliche Entwicklung zu fördern. Egal mit welchem persönlichen Hintergrund hier eine Beschäftigung aufgenommen wird: Ein FM-Arbeitsplatz ist niemals die „letzte Möglichkeit“, sondern stets der „erste Schritt“, um langfristig einen Platz im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben zu finden und ihn mit eigenen Mitteln zu gestalten. Neben dem Management und Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung setzt sich die FM-Workforce zu rund zwei Dritteln aus Menschen zusammen, die als Angelernte einfachste Tätigkeiten ausführen; deren Potenzial ist zu wertvoll, als es unter „beliebig“ und „austauschbar“ einzusortieren.