LÖSUNGEN, DIE ÜBERZEUGEN
Modernes Facility Management einer kritischen Infrastruktur
Im Gespräch mit Frank Metje, dem Leiter der Niederlassung Campus Langen der Deutschen Flugsicherung (DFS)
Wenn es etwas gibt, das Frank Metje über alle Maßen schätzt, dann ist es das große Aufgabenspektrum mit immer neuen Herausforderungen. Und die ergeben sich für den Leiter der Niederlassung Campus Langen der Deutschen Flugsicherung (DFS) ganz automatisch. Denn das Facility Management der Unternehmenszentrale im Süden von Deutschlands größtem Airport unterliegt besonderen Anforderungen in puncto Sicherheit und Technik. Das Areal ist eine sogenannte kritische Infrastruktur. Kurzum: eine Anlage, die von wesentlicher Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Sicherheit der Bevölkerung ist.
Metje ist seit gut 13 Jahren für die DFS tätig – seit 2016 als Leiter der Niederlassung Campus Langen. Der 55-Jährige koordiniert das technische, bauliche und infrastrukturelle Facility Management. Auf die Frage, was er an seinem Job mag, findet Metje schnell eine Antwort: "Ich identifiziere mich einfach mit dem, was wir hier alle tun, mit der Flugsicherung." Noch dazu sei das Arbeitsumfeld äußerst angenehm, schmunzelt er und deutet während seines Rundgangs in der strahlenden Mittagssonne auf die Außenanlage mit ihren Rundwegen, Teichen und dem kleinen Sportplatz.
„Unsere Anlagentechnik ist das gesamte Jahr über rund um die Uhr im Dauerbetrieb. An oberster Stelle steht deshalb immer die Ausfallsicherheit.“
Frank Metje, Leiter Niederlassung Campus Langen
Knapp 5400 Mitarbeiter beschäftigt die Flugsicherung deutschlandweit, 3000 davon in Langen – von den Fluglotsen über kaufmännische Angestellte bis hin zu Ingenieuren oder Technikern. Der Hauptsitz mit allen wichtigen Zentralbereichen und der Kontrollzentrale ist Frank Metjes Einsatzgebiet. Noch dazu ein besonderes. Vom Campus in Langen aus überwachen gut 600 Fluglotsen rund um die Uhr den unteren Luftraum über Südwestdeutschland. Dieser reicht von Kassel bis zum Bodensee, von der französischen Grenze bis nach Thüringen.
Metje macht regelmäßig einen Abstecher in die Kontrollzentrale, in der die Fluglotsen mittels Radar die Maschinen im Reiseflug überwachen. Auch hier müssen die Facility Manager stets gewährleisten, dass alle Infrastruktur-Technik-Systeme ohne Störung funktionieren. Insgesamt arbeitet die DFS an vier Kontrollzentren deutschlandweit. Neben Langen, übrigens eine der größten in ganz Europa, befinden sich weitere Radarkontrollzentralen in München, Bremen und Karlsruhe. Zudem gibt es noch 16 Tower-Niederlassungen an den internationalen Flughäfen in Deutschland, dort erteilen die Lotsen die Start- und Landefreigaben.
Vor dem Technikzentrum trifft Metje auf Jürgen Wonneberger. Der Technik- und Facilityfachmann schaut an diesem Tag bei den Bauarbeiten an der Außenanlage nach dem Rechten und will außerdem noch mal kurz rauf aufs Dach. Metje begleitet ihn kurzerhand. An Wonnebergers Handgelenk blitzt ein Schrittzähler auf. Wozu er den braucht? „Ich wollte mal wissen, wie viele Kilometer ich im Schnitt am Tag zurücklege. Mehr als 10.000 Schritte sind es in jedem Fall“, sagt Wonneberger verschmitzt. Kein Wunder. Die insgesamt 12 Gebäude erstrecken sich über eine Gesamtfläche von rund 190.000 Quadratmetern.
Schon Ende der 1980er Jahre hatte die DFS begonnen, südlich von Frankfurt unterschiedliche Organisationseinheiten auf dem riesigen Areal am Waldrand unterzubringen. Der Vorteil: kurze Wege, bessere Kommunikation, effizientere Zusammenarbeit. „Außerdem natürlich Synergien, was Wirtschaftlichkeit, Energieversorgung und -verbrauch anbelangt“, erklärt Metje, der für 45 Mitarbeiter verantwortlich ist. Rund 200 weitere kommen durch externe Dienstleister hinzu. „Wir sind froh, dass wir sehr gute Dienstleister gefunden haben, die sich stark mit der Aufgabe hier identifizieren und die uns seit Jahren mit Kompetenz und Einsatzbereitschaft unterstützen“, erklärt der Niederlassungsleiter. Und das sind zum Teil wahre Allrounder: Neben Betrieb und Instandhaltung gehören nämlich unter anderem auch Sicherheitsdienst, Catering oder die Pflege der Grünflächen in den Aufgabenbereich des Facility Managements.
Das Kerngeschäft ist aber natürlich die Flugsicherung. Für ihre Arbeit benötigen die Fluglotsen hochspezialisierte Technik – von Radaranlagen über IT-Systeme bis hin zu den rund 15.000 Monitoren an den Arbeitsplätzen. "Insgesamt haben wir am Standort allein gut 4000 verschiedene Infrastrukturtechniksysteme untergebracht. Die müssen rund um die Uhr zur Verfügung stehen – und gewartet werden", sagt Metje. Eine besondere Herausforderung für das Facility Management und seine Mitarbeiter, die ihrerseits Fach- und Spezialwissen auf dem neuesten Stand vorweisen müssen.
Am Campus Langen ist außerdem die Akademie der DFS beheimatet. Dort bildet die Deutsche Flugsicherung ihre eigenen Lotsen aus – und dazu auch häufig Personal ausländischer Flugsicherungsorganisationen. Ein wichtiges Drittgeschäft für die DFS. Im 360-Grad-Towersimulator werden die Fluglotsen aus allen Ländern der Welt buchstäblich ins Schwitzen gebracht: Von Triebwerksbrand bis Unwetter können die unterschiedlichsten Szenarien realistisch dargestellt werden. „Auch hier sind wir im Facility Management aufgrund der großen Auslastung rund um die Uhr im Einsatz, damit wir Störungen schnell beheben können. Nur dann läuft der Ausbildungsbetrieb reibungslos.“
Ohnehin gilt in Langen eines: Die Technik muss funktionieren. Ausfälle, auch wenn es nur Sekunden sind, können sich Metje und sein Team nicht leisten. Ein Stromausfall über längere Zeit könnte gravierende Folgen haben. Allein in der Zentrale der Gebäudeleittechnik laufen deshalb rund 35.000 Datenpunkte zusammen, die stetig ausgewertet werden, um auch die kleinste Störung sofort identifizieren und beheben zu können. Die eigene Energiezentrale gewährleistet die autarke Energieversorgung der gesamten Anlage. Nur etwa ein Prozent des gesamten Strombedarfs muss von den Stadtwerken Langen als Ökostrom zugekauft werden. Das zugehörige Blockheiz-Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung wurde erst vor wenigen Jahren umfangreich technisch saniert und modernisiert. „Unsere Anlagentechnik ist das gesamte Jahr über rund um die Uhr im Dauerbetrieb. An oberster Stelle steht deshalb immer die Ausfallsicherheit“, verdeutlicht Metje. Neben dem Hauptbrennstoff Erdgas halte man zudem einen Heizölvorrat vor, der bei Bedarf eine Versorgung bis zu 72 Stunden sicherstelle.
Metje ist sich der Bedeutung seiner Aufgabe durchaus bewusst. Für das laufende Jahr erwartet die Flugsicherung einen erneuten Rekord von rund 3,4 Millionen Flügen. Eine noch größere Herausforderung für alle Beteiligten. "Das Facility Management ist da ein wichtiger Baustein, um die Fluglotsen bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen." So sorge man im übertragenen Sinne auch dafür, dass Flugpassagiere sicher von einem Ort zum nächsten gelangen. „Am besten ist es allerdings, wenn man uns gar nicht bemerkt. Dann läuft nämlich alles“, sagt Metje lächelnd – und macht sich auf zu seinem nächsten Termin.
Bilder: www.franzgruenewald.de